Rychlicki mit Lube im Dauereinsatz

Nach der Pflicht gleich die erste kleine Pause

„Einen Marathon“, so nennt Kamil Rychlicki das Programm, das er mit seinem italienischen Spitzenverein Cucine Lube Civitanova seit Mitte September letzten Jahres bereits hinter sich gebracht hat (*). Am heutigen Dienstag (9.2.) und morgen Mittwoch (10.2.) soll in den

Rückrundenspielen der Gruppe B in der Champions League noch der Viertelfinaleinzug perfekt gemacht werden. „Erst dann haben wir endlich eine kleine Pause.“ Die Freude in Kamil Rychlicki‘s Stimme ist deutlich zu vernehmen. Es wird nämlich auch eine „Corona-(Test)-Pause“ sein.

Zunächst aber wartet noch die Pflicht. Und die wird nach zuletzt zwei Meisterschaftsniederlagen gegen Perugia und bei Vibo Valentina, wo Lube allerdings in der bedeutungslosen Partie den Bankspielern Einsatzzeit gönnte, nicht zum Selbstläufer werden. „Vielleicht kamen diese Niederlagen zum genau richtigen Zeitpunkt, um uns wieder auf den Boden der Tatsachen zurückzubringen“, blickt der 24-Jährige auf diese Partien zurück. Denn für Lube zählen nur Siege, Erfolge. Solch einen durfte Kamil Rychlicki in dieser doch speziellen Saison bereits bejubeln. Erst vor wenigen Tagen (31. Januar) durfte der Gewinn der „Coppa Italia“ ins bereits dick gefüllte Klub-Palmarès eingetragen werden. „Dieser Gewinn war für uns alle auch eine Art Erleichterung. Der erste Titel ist in der Tasche, das war wichtig. Somit können wir etwas ruhiger nach vorne blicken“, freut sich Kamil Rychlicki, um aber gleich mahnende Worte hinterherzuschieben: „Perugia hat die reguläre Saison vor uns auf Platz 1 abgeschlossen und bei Lube reicht es nicht zu sagen: Einen Titel haben wir, das reicht. Entschuldigungen gelten nicht!“

Dennoch war der Finalsieg gegen den Dauerrivalen aus Perugia im Pokal-Endspiel auch ein Sieg der Moral, für die Psyche. Denn nicht nur die physischen Voraussetzungen müssen stimmen, um erfolgreich zu sein, auch und vor allem muss der Kopf intakt sein. Und in Corona-Zeiten ein nicht immer einfaches Unterfangen. Selbst für Top-Profisportler, denen die Allgemeinheit selten bis gar keine menschlichen Schwächen erlaubt. Ein Thema, an dem selbst Kamil Rychlicki nicht vorbeikommt. Er schiebt gleich vor: „Ich kann mich definitiv nicht beklagen und das ist doch das Wichtigste. Auf diesem Niveau muss man einfach immer darauf vorbereitet sein, dass einem Schwierigkeiten begegnen. Natürlich hat sich auch unser Alltag verändert. Jede Woche werden wir drei, vier Mal getestet, glücklicherweise bislang noch niemand positiv bei uns. Es ist halt eine veränderte Saison. Dass keine Fans da sind, das ist ungewohnt. Und doch muss unser Fokus als Spieler immer der Gleiche bleiben.“

Der Druck ist demnach immer noch der Gleiche. Der Alltag, etwas von diesem Druck abschalten zu können, auch dieser hat sich komplett verändert. „Außerhalb, wenn kein Wettbewerb ansteht, spüren wir natürlich den Unterschied. Wir sind wie alle eingeschränkt in dem, was wir tun können. Du kannst eigentlich nur zu Hause sitzen, versuchen, den Kopf frei zu bekommen, abzuschalten. Du kannst nichts unternehmen, meine Freunde sind weit weg, meine Familie auch. Alles ist darauf ausgelegt, sich nicht zu infizieren.“ Kamil Rychlicki ist sich aber vollends bewusst, dass er von vielen Menschen als ein Privilegierter angesehen wird. „Ja, vielleicht sind wir in gewisser Weise etwas privilegiert. Ich habe das Glück, dass ich einem Beruf nachgehen kann, der gleichzeitig meine Passion ist. Einen gewissen Preis müssen wir aber wie bereits erwähnt natürlich auch dafür bezahlen. Mental muss man da sehr stark sein, daher rate ich vielen, im Hobbybereich zu bleiben, wenn sie dafür nicht gemacht sind.“

Ehe Kamil Rychlicki ein paar Tage durchschnaufen kann, gilt es zunächst noch den Pflichteinzug ins Viertelfinale der Champions League perfekt zu machen. Erst dann kann sich der Luxemburger Nationalspieler über die niedrigen Fallzahlen des Corona-Virus in der Region Marken freuen. Denn: „Seit einigen Tagen dürfen die Restaurants und Cafés wieder bis 18.00 Uhr geöffnet sein“, freut sich mit Kamil Rychlicki einer der weltbesten Volleyballspieler über ein klein wenig Normalität… ehe es normalerweise zwischen dem 23. und 25. Februar sowie zwischen dem 2. und 4. März in der europäischen Königsklasse und ab dem 10. März im Titel-Play-off der Meisterschaft weitergeht. Verständlich, dass die Silver League – welche vom 28. bis 30. Mai (normalerweise, sollte Corona nicht dazwischenfunken) in der Coque ausgetragen wird und in welcher die FLVB-Herren auf Österreich, Ungarn sowie Kroatien treffen – derzeit noch kein Thema für Kamil Rychlicki ist. „Momentan ist das noch sehr weit weg…“

Die Statistik von Kamil Rychlicki bis zum 8. Februar: 31 Spiele (Supercoppa, Meisterschaft, Pokal, Champions League) / 80 gespielte Sätze (zweitmeiste bei Lube) / 299 erzielte Punkte (zweitmeiste bei Lube) / rund 5.500 zurückgelegte Kilometer.

Champions League, 4. Runde (Gruppe B, Rückrundenspiele):

Dienstag, 9. Februar (live auf www.rtl.lu):

20.30: Lube – Tours (F)

Mittwoch, 10. Februar (live auf www.rtl.lu):

18.00: Perugia (ITA) – Lube

Donnerstag, 11. Februar:

Lube – Izmir (TUR) 3:0 (ff)

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